Operative Therapien
Knorpelshaving:
Bei diffuser Schädigung der Knorpeloberfläche mit Fransenbildung bzw. bei kleineren Knorpelabstoßungsregionen am Rande von Belastungsflächen kann ein sog. Knorpelshaving Verbesserung bringen. Das defekte Knorpelmaterial wird arthroskopisch mit einem kleinen Drehhobel geglättet, um weitere mechanische Störungen, Schleimhautreizungen oder Gelenksergüsse zu vermindern. Dennoch muss nach dem Eingriff von hohen Gelenkbelastungen (sportlich oder beruflich) unbedingt abgeraten werden.
Anregung der Ersatzknorpelbildung / Knorpelstimulationstherapie:
Reicht die Schädigung durch alle Knorpelschichten kann bei kleinen Defektzonen (bis 2 cm Durchmesser) das Wachstum von Knorpelersatzgewebe biologisch/körpereigen angeregt werden. Dies erfolgt durch die sog. Abrasionsarthro(chondro)plastik oder Frakturierungstechniken der knöchernen Grenzschicht zum Knochenmark. Einblutende Knochenmarkszellen wandeln sich in knorpelbildende Zellen um. Im Verlauf von Monaten bildet sich so Knorpelersatzgewebe, das wir als Faserknorpel bezeichnen (weitere übliche Bezeichnung: Bioprothese im Gegensatz zum künstlichen Gelenk). Festigkeit und Haltbarkeit sind bedauerlicherweise schwer vorhersagbar. Die Ergebnisse sind entscheidend von der individuellen Situation und Mitarbeit des Patienten abhängig. Nach dem Eingriff schließt sich eine Entlastungsphase an Stützkrücken bis zu drei Monaten an, für weitere 12 Monate sind nur gelenkschonende Bewegungen wie Gehen, Schwimmen, Radfahren erlaubt.
Transplantationstechniken:
Bei der sog. Mosaikplastik werden Knorpel-Knochen-Zylinder arthroskopisch oder über eine kleine Gelenk-eröffnung aus wenig belasteten Randregionen des Gelenks entnommen und an die geschädigte Stelle verpflanzt (Transfer- oder Dübeltechnik). Die Methode ist besonders geeignet für Defekte bis etwa 3 cm Durchmesser am Oberschenkelknochen oder der Kniescheibe des Kniegelenks und am Sprungbein des oberen Sprunggelenks. Bei ausgedehnten Schädigungen oder bei kompliziert gewölbten Gelenk- bzw. Knorpelflächen hat uns die sog. Autologe Chondrozytentransplantation (ACT) neue Möglichkeiten eröffnet. In einem ersten Schritt wird körpereigenes Knorpelgewebe auf arthroskopischem Wege entnommen, im Labor aufbereitet und kultiviert und die Knorpelzellzahl stark vermehrt. In einem zweiten Operationschritt (in der Regel noch offener Eingriff) werden die „neuen“ körpereigenen Knorpelzellen in den Knorpeldefekt eingebracht. Der Defekt wurde früher in der Originaltechnik des schwedischen Entwicklers mit Knochenhaut übernäht und die Knorpelzellen in diese „Kammer“ eingespritzt. In den letzten Jahren setzt sich zunehmend die Transplantation von zellbeladenen Membranen durch, weil damit auch schwer zugängliche Gelenkbereiche behandelt werden können und die zusätzliche Entnahme von Knochenhaut als eigenständiger Operationsschritt entfällt.
Weltweit wurden bisher einige Tausend Patienten mit dieser Methode operativ versorgt. Die deshalb noch eher spärlichen Langzeitergebnisse signalisieren zwar sehr gute Ausheilungsergebnisse auch bei größerflächigen Knorpeldefekten, zumal das neugebildete Knorpelgewebe dem natürlichen Gewebe in Struktur und Festigkeit sehr nahe zu kommen scheint. Dennoch fehlt bisher der endgültige Beweis für die Überlegenheit der Methode im Langzeitverlauf. Die gesetzlichen Krankenkassen und Privatversicherungen scheuen im Augenblick noch häufig die Zusage der Kostenübernahme.
Bei klarer Indikation helfen wir Ihnen gerne mittels ärztlicher Atteste, die Privatversicherungen häufig zur Kostenübernahme zu bewegen. Für gesetzliche Versicherte gibt es inzwischen die Möglichkeit, an spezialisierten stationären Einrichtungen im Rahmen zahlenmäßig begrenzter Kassenkontingente ohne Zusatzkosten operiert zu werden. Wir werden die richtige Lösung für Sie finden.
Lesen Sie dazu unseren Aufklärungsbogen
Umstellungsosteotomien / Beinachsenkorrekturen:
Bereits bei leichter O-Bein-Fehlstellung kann in Folge lebenslanger Mehrbelastung des inneren Gelenkanteils eine vorzeitige Arthrose entstehen durch
- einen genetisch etwas weichen Gelenkknorpel,
- eine frühe Meniskusverletzung mit Meniskusentfernung,
- eine längere Gelenkinstabilität nach Bandverletzung oder
- eine unfallbedingte Beschädigung des Gelenkknorpels.
Eingriffe am Gelenkknorpel sind in einem solchen Fall nur dann erfolgversprechend einsetzbar, wenn gleichzeitig die Korrektur der fehlerhaften Belastungsachse angegangen wird. Durch die Kombination einer Achsenkorrektur mit Knorpelersatzeingriffen kann das ansonsten drohende künstliche Gelenk häufig viele Jahre hinausgezögert oder ganz vermieden werden. Lesen Sie hierzu unseren Artikel „Renaissance der Kombination von Beinachsen-Umstellungsosteotomie in Kombination mit knorpelinduktiven Techniken“.
Zum Vorgehen
Zur Prüfung der Umstellungsindikation wird eine Beinbelastungsaufnahme im Stehen angefertigt und die Beinbelastungslinie vom Hüftkopf zur Sprunggelenksmitte eingezeichnet, die bei einer O-Bein-Fehlstellung durch den inneren Gelenkbereich verläuft. Wir können bereits vor der Operation zeichnerisch und rechnerisch ermitteln, welche Winkelkorrektur zu einer idealen Belastungslinie an der Grenze zum äußeren Gelenkabschnitt führt. Unsere derzeitige Technik durchtrennt den Schienbeinkopf in einem schnell heilenden Knochenbereich. Die Knochenschnittstelle wird dann so lange aufgedehnt/ keilförmig aufgeklappt, bis die gewünschte Beinachse erreicht ist. Dann wird die vorher bestimmte Abstandsplatte winkelstabil eingebracht. Die Heilungszeit bis zur Vollbelastung beträgt in der Regel 6 bis 10 Wochen und stimmt damit recht genau mit der meist benötigten Entlastungszeit nach Knorpelersatztechniken überein. Die Kombination beider Eingriffe hat damit für Sie den entscheidenden Vorteil, nur einmal 2 bis 3 Monate an Stützkrücken entlasten zu müssen.
Lesen Sie dazu unseren Aufklärungsbogen
Ihr Orthopäden-Team im MVZ
Unsere Gemeinschaftspraxis im Gewerbepark besteht aus 9 Fachärzten, Orthopäden und Unfallchirurgen: Dr. Gerhard Ascher, Dr. Holger Ertelt, Dr. Christoph Maluche, Dr. Thomas Katzhammer, Prof. Dr. Clemens Baier, Dr. Jochen Wolfsteiner, Ulrich Kreuels, Peter Hopp und Dr. Kornelia Ascher.